Einflüsse
Keramiken für die Hingabe an den Augenblick
Sehen, tasten, riechen, schmecken
Dem Alltag mit allen Sinnen begegnen.
In einem mediterranen Garten zwischen roten Felsen und der Mosel liegt die Werkstatt der Keramikmeisterin Elke Gerber-Eckert. Sie ist froh und dankbar, in digitalen Zeiten ein uraltes Handwerk auszuüben und setzt mit feinem Steinzeugton auf eine klare Formensprache mit taktilen Akzenten. Farben der Erde und Lichtbrechungen des Wassers, Impressionen aus Reiselandschaften und aus dem eigenen „giardino secreto“ im Moseltal tauchen in abstrahierter Form auf. Ausgewählte, stimmige Keramiken und Objekte des Alltags helfen uns so, dem Tag und mit ihm dem Leben immer wieder neu zu begegnen.
Zur Geschirrkollektion gehören neben Tassen in klein und xxl-Größen, Müslischalen bis Salatschalen, Becher und Teller in verschiedenen Größen, Teekannen und Teeschalen, Moccatassen, Schalen, Krüge und Vasen, Lichtobjekte, Sonderanfertigungen und mehr.
Die Keramiken werden im Elektroofen bei 1240-1300 Grad Celsius zu ihrer maximalen Brenntemperatur gebrannt, um als „Feinsteinzeug“ höchsten täglichen Beanspruchungen an Härte, Dichte und Robustheit gerecht zu werden. Spezielle Tonmischungen, Schrühbrände und hohe Brenntemperaturen ermöglichen dicke Craquelé Glasuren. Das feine Netz des Craquelés bleibt dabei immer wild und willkommen unberechenbar. Teetrinker kennen dieses Gestaltungselement bisher nur von Raku-Teeschalen aus dem Niedrigbrand. In der Werkstatt werden über Feinsteinzeug erdige Ascheglasuren, z.B. aus Rebasche oder Lehmglasuren neben Craquelés aufgebracht und lassen auf den Keramiken einen natürlichen Alterungs- und Reifungsprozess erscheinen: „als könnte man Zeit be/greifen.“ Dem Tastsinn in seiner Sinnlichkeit mehr Bedeutung im Alltag zu schenken gelingt der Keramikerin durch steten Wechsel rauer/glatter Oberflächen und ungewohnten spitzen,- oder kantigen Erhebungen (Pixel) auf den Alltagsobjekten. In Verbindung mit der Handschrift der Dreherin verleiht dies so manchen Werkstücken einen Hauch von Japan.
Elke Gerber-Eckert erlernte ihr Töpferhandwerk von 1977 – 1980 in einer der mittlerweile seltenen traditionellen Töpfereien für salzglasiertes Steinzeug im Soonwald (Töpferei Wingenter). Steinzeug war in den Nachkriegszeiten eine begehrte Ware. Die „Dippeverkäufer“ aus dem Soonwald zogen über`s Land. Diese traditionelle Handwerkskunst mit fleißig eingeübtem Pinselstrich bot ein gutes handwerkliches Rüstzeug, ließ aber wenig Raum für Experimente und eine eigene Handschrift.
Gesellenjahre verbrachte Elke Gerber-Eckert daher bei Fred Kromer (*1940 – +2006) aus Bad Münster am Stein, der gerade von einer Reise aus Japan zurückgekehrt war und von der ästhetischen Qualität, der Tradition und von der Achtung der Japaner für jeweils einzigartigen Schalen und Gefässe tief berührt war und seine Werke und seine Lebensgestaltung an diesen Erfahrungen ausrichtete und gerne weiter gab.
Der Philosoph Soetsu Yanagi (*1889 – +1961), die Keramiker Bernard Leach (*1887 – +1979) aus England und Shoji Hamada (*1894 – +1978) aus Japan, die eine tiefe Freundschaft verband, wurden zu Vordenkern und Vorbildern von „Mingei“, einer Volkskunstbewegung Japans. Sie prägte eine ganze Keramiker-Generation Die Ästhetik und Philosophie des „Wabi Sabi“, des Unperfekten, der Rauheit, des Unsymmetrischen, des Unregelmäßigen … fand eine wachsende Anhängerschaft in Japan. Sie führte auch in Europa zu einer Hochblüte des Kunsthandwerks in den siebziger und achtziger Jahren. Sich um eine Teekanne zu versammeln und aus einer Teeschale seinen Tee zu trinken, gehörte zum Lebensgefühl vieler junger Leute.
Dem Zufall eine Chance geben, das Perfekte im Unperfekten, das Besondere im Vorübergehen wahrnehmen, aufnehmen und gestalterisch für alle Sinne umsetzen, „Wabi Sabi“ das ist das Anliegen der Künstlerin in der Meisterin des Handwerks.
Eine weitere Gesellenzeit führte Elke Gerber-Eckert zu Barbara Stehr nach Tornesch-Ahrenlohe bei Hamburg, wo sie deren Kunst der Gestaltung mit Glasurschüttungen bewunderte. Bei einer Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg knüpfte sie Kontakt zu Uwe Krause, der in Goult in der Provence seine Werkstatt aufgebaut hatte. Dort konnte sie einige Monate als Gesellin arbeiten und lernte seinen Übergang vom Gebrauchsgegenstand zum Objekt kennen.
Seit 1983 lebt sie in Trier-Pallien zwischen Sandsteinfelsen und Mosel. 1985 absolvierte sie ihre Meisterprüfung und arbeitet seitdem als selbstständige Keramikmeisterin. Der Blick über den Fluss steht für stetigen Wandel und Entwicklung, die Felsen im Rücken bieten der Werkstatt einen erdgeschichtlichen Bezug, der mediterrane Garten sorgt für immerwährend wechselnde Wahrnehmung von Schönheiten, Inspiration und Leidenschaften.
-Eine Art zu Leben-